„Jo, willste meinen Penner spielen?“ Das war vor ungefähr – ich mag es gar nicht schreiben, dann wirkt man so alt – vor 12 Jahren! Mehr als 12 Jahre kennen wir uns schon. Jo und ich. Jo war mein Text-Dozent an der Uni. Textaffin war ich schon immer und so verstanden wir uns auf Anhieb gut. Und irgendwie sind wir in Kontakt geblieben. Mehr oder weniger. Nach der Uni weniger, vielleicht war es doch keine gute Idee ihn in die Rolle eines Obdachlosen für den Spot meines Diploms schlüpfen zu lassen. Heute mehr, denn Jo hat ein Buch geschrieben! Ein echtes Buch, das man sich ins Bücherregal stellen kann. Und natürlich musste ich es schnell lesen.
Vorgeplänkel meinerseits
Neu für mich war, dass ich ein Buch las, dessen Autor ich kenne. So stellte ich mir oft Fragen wie „Kennt sich Jo in Spanien echt so gut aus und spricht er wirklich spanisch?“, „Woher weiß Jo so viel vom Drachenfliegen?“ und „Was hat Jo frei erfunden und was hat er vielleicht wirlich erlebt?“
Außerdem muss ich gestehen, dass ich das Buch auf meinem Kindle gelesen habe, weil ich es SOFORT lesen wollte und nicht warten wollte, bis mir die gebundene, 203 Seiten starke Version, geschickt wird. Der Kindle hat nun auch eine Scrollfunktion, das ganze Buch ist also ein „langer Scroller“, eine große digitale Schriftrolle. Und so saß ich mal auf der Couch, mal im Bett und scrollte, scrollte, scrollte und konnte nicht mehr aufhören. Die kurzen Kapitel mit immer spannendem Ende (in der Fachsprache nennt man es Cliffhanger) machten neugierig.
Roadmovie zum Lesen
„Manchmal gerät das Leben aus den Fugen und die Einkaufsfahrt zum nächsten Mediamarkt wird zu einem abenteuerlichen Trip nach Andalusien. Das ist die Geschichte von Tom. Dann ist da noch Andy, der sexbesessene Werbetexter, und Juana, die toughe spanische Biologiestudentin. Alle drei werden gehörig vom Schicksal herausgefordert. Und am Ende treffen sie in der Wüste von Tabernas aufeinander. Dort naht die Katastrophe – aber wie so oft im Leben kann man das auch anders sehen.“ So steht es in der Inhaltsangabe.
Und so beginnt der „Roadmovie“, wie es untertitelt ist. Der Schreibstil war für mich als alten Krimi-Leser gewöhnungsbedürftig. Anfangs fehlten mir Übergänge und Details, die mir in Krimis ja fast minutiös geboten werden. Doch als ich mich auf Jo´s Schreibstil eingroovte, nahm die Story so richtig Fahrt auf.
Die Charaktere erhalten ganz schnell Gesicht und Form, die Geschichte entsteht bildlich im Kopf. Thomas, genannt Tom, fährt kurzentschlossen auf seiner Vespa nach Spanien, um seine Schwester zu suchen, die im alten Ferienhaus der Familie wohnt. Was er auf seiner Reise erlebt ist abenteuerlich. Der „einfache Mann von nebenan“ befindet sich plötzlich auf einer nicht enden wollenden Actionreise und der Leser ist hautnah dabei. Man merkt fast den Fahrtwind der Vespa und anderen Fahrgestellen – zu viel wird nicht verraten.
Andys Leben als Werbetexter ist klischeehaft und interessant zugleich. Durch Andy taucht der Leser in die große kleine Werbewelt Düsseldorfs ab, was wahrscheinlich nicht zuletzt an Jo´s Vergangenheit als Werbetexter in eben dieser Werbestadt begründet ist. Und da wären wir wieder bei einer meiner Fragen: was ist tatsächlich autobiografisch und was nicht?
Und dann ist da noch Juana, die in Spanien gern in luftiger Höhe arbeitet und ihre Freizeit verbringt, die in einem Schnellrestaurant jobbt, um genug Geld für ihr Studium zu verdienen und die nebenbei oft nach ihrem Papa schauen muss, der gern mal seinen Flachmann in Gebrauch hat.
Jede Story ist eigentlich voll von Chaos, von Handlungssträngen, die NIEMALS zusammen passen können und es doch irgendwann tun. Und es erscheint dann alles sehr logisch.
Besonders für solche Sonntage mit Schmuddelwetter, bei dem man es sich auf der Couch gemütlich macht, ist „U-Turn Welcome“ das Ticket ins warme Spanien. Der Fernseher hat Pause, Kopfkino ist angesagt
Das Buch habe ich selbst gekauft und aus Überzeugung diese kleine Rezension verfasst. Hier ist der Link zu Amazon (kein Affiliate-Link).
Lisa ♥ Jo´s U-Turn Welcome
